Tee-Ernte: Orthodoxe Produktion
Wir beziehen unsere vielfältigen Tees von verschiedensten
Plantagen aus der ganzen Welt. Tees werden je nach Anbaugebiet und Plantage zum
größten Teil von Hand geerntet und durchlaufen auf dem Weg vom frischen Blatt
bis zum aufgussbereiten Heißgetränk eine Reihe von essentiellen
Produktionsschritten. Im Folgenden zeigen wir, worauf es bei der Tee-Ernte für
die orthodoxe Produktion ankommt und welche einzelnen Verarbeitungsschritte
jedes einzelne Blatt durchläuft.
Die Tee-Ernte
In den Ländern, in denen Tee angebaut wird, konzentriert sich die Ernte in
der Regel auf die oberste Blattknospe sowie auf die beiden jüngsten Blätter
eines Triebs, bekannt als „two leaves and a bud“. Dieser Auswahlprozess hat
einen grundlegenden Einfluss auf die Qualität des Endprodukts, da ältere Blätter
im Allgemeinen eine nachteilige Wirkung haben. In den hochgelegenen und kühleren
Anbaugebieten wächst der Tee langsamer, was wiederum zur Entwicklung eines
besonders feinen und aromatischen Charakters beiträgt. Die Erntezeit spielt
ebenfalls eine entscheidende Rolle für die Qualität des Tees. Das Pflücken
erfordert ein hohes Maß an Sorgfalt und Geschicklichkeit und wird oft von Frauen
durchgeführt.
Die durchschnittliche Tagesernte liegt bei etwa 16 bis 24
kg grünen Blattguts, was etwa 4 bis 6 kg fertigem Tee entspricht. Diese
Mengenangaben können je nach Anbaugebiet, Blattgröße oder Produktionsmethode (z.
B. CTC-Verfahren) variieren. Das geerntete grüne Blatt wird zwei- bis dreimal
täglich in die Fabrik auf der Plantage gebracht. Die grünen, frischen Blätter
besitzen anfangs einen neutralen Duft und müssen für die orthodoxe Produktion in
der Teefabrik einer Reihe von Verarbeitungsschritten unterzogen werden, um
daraus einen aromatischen Tee herzustellen.
Tee-Aufbereitung
Die Aufbereitung von Tee erfolgt bereits auf den Plantagen im Ursprungsland.
Im Gegensatz zum Kaffee, der als Rohkaffee exportiert und erst im Verbrauchsland
verlesen und geröstet wird, wird Tee als fertiges Produkt exportiert. Bei der
orthodoxen Produktion, die im Gegensatz zur später erklärten CTC-Produktion
verschiedene Blattgrade ermöglicht, durchläuft der Tee die folgenden Phasen:
Welken, Rollen, Fermentieren,
Trocknen und Sortieren nach Blatt- und
Brokengraden, d.h. Größen. Jeder dieser Schritte der orthodoxen Produktion wird
im Folgenden erläutert:
Die einzelnen Schritte der orthodoxen Tee-Produktion
1. DAS WELKEN
Die frisch gepflückten
Teeblätter werden gewogen und dann dem Welkprozess unterzogen, bei dem ihnen
etwa 50 % der Feuchtigkeit entzogen wird, um sie weich und geschmeidig zu
machen. Das Welken findet in Welktrögen statt, die mit Drahtgittern bespannt
sind und belüftet werden. Früher wurde das Welken im Freien auf Bambusmatten
oder Planen durchgeführt, heute geschieht es in Fabriken mit Hilfe von
Ventilatoren. Der Welkvorgang dauert je nach Umgebungstemperatur und
Luftfeuchtigkeit etwa 12 bis 18 Stunden. Durch das Welken öffnen sich die
Membranen der Teeblätter, sodass sie leichter gerollt werden können, ohne zu
brechen.
2. DAS ROLLEN
Nach dem Welken werden die Blätter gerollt.
Dafür werden die grünen Blätter in Rollmaschinen durch zwei große, schwere
Metallplatten bearbeitet, die sich kreisend gegeneinander bewegen. Durch den
Druck brechen die Blattzellen auf und der Zellsaft wird mit Sauerstoff in
Verbindung gebracht. Dies löst die Fermentation aus und ermöglicht die
Entwicklung der ätherischen Öle, die den Geschmack und das Aroma des Tees
prägen. Anschließend gelangt der fermentierende Tee in den Fermentationsraum. In
einigen Teefabriken wird das Blattgut nach dem Rollen mit einer
„Rotorvane“-Maschine weiter aufbereitet, bei der das Blatt über eine Schnecke
durch einen Zylinder geführt wird, in den gleichzeitig Sauerstoff eingeblasen
wird, um die Fermentation zu beschleunigen.
3. DAS FERMENTIEREN
Die Qualität eines fertigen Tees
hängt maßgeblich von einer korrekten Fermentation ab. Im Fermentationsraum
findet nach dem Rollvorgang eine kontrollierte Oxidation der Blätter statt. Das
Blattgut wird etwa 10 cm hoch auf Tischen platziert und in modernen Fabriken
mittels luft- und wasserversprühender Ventilatoren befeuchtet. Während der
Fermentation, die je nach gewünschter Geschmacksintensität etwa 2-3 Stunden
dauert, wirken Enzyme im Teeblatt, um komplexe Geschmacksprofile mit malzigen,
fruchtigen oder blumigen Noten zu entwickeln. Zudem entwickelt sich die Farbe
der Blätter allmählich zu einem kupferroten Ton. Dieser spiegelt sich später
auch im aufgegossenen Tee und dem feuchten Teeblatt in der Tasse wider. Ein
erfahrener „Teamaker“ überwacht kontinuierlich den Fortschritt der Oxidation,
vor allem durch den Geruch der feuchten Blätter.
4. DAS TROCKNEN
Nach erreichen des
gewünschten Fermentationsgrades, d. h. sobald der Tee seinen typischen Geruch
und die kupferrote Farbe entwickelt hat, wird er getrocknet. Hierfür werden
sogenannte Etagentrockner verwendet, die mit Holz oder Heizöl betrieben werden.
Der Tee durchläuft den Trockner auf einem Laufband. Die Anfangstemperatur mit
ca. 90 °C bindet den Zellsaft fest an das Blatt.
Am Ende der ca. 20-minütigen Trocknung beträgt die Temperatur nur noch 40 °C,
die restliche Feuchtigkeit ca. 5 %. Alternativ wird der Tee bei der
traditionellen und meist etwas sanfteren Luft- bzw. Sonnentrocknung auf großen
Bambustabletts im Freien oder überdacht getrocknet.
5. DAS SORTIEREN
Nach dem
Trocknungsvorgang wird der schwarze Tee als „Roh-Tee“ bezeichnet und
anschließend durch mehrere mechanische Rüttelsiebe mit verschiedenen
Maschengrößen sortiert. Diese Sortierung erfolgt nach den handelsüblichen
Blattgrößen:
Blatt-Tee – Broken-Tee – Fannings –
Dust
Die Größe des Blattes beeinflusst maßgeblich die
Ergiebigkeit des Aufgusses: je kleiner ein Blatt, umso intensiver das Resultat.
Um den ursprünglichen Geschmack des Tees zu bewahren, ist es wichtig, ihn
trocken und kühl aufzubewahren. Durch den Entzug von Feuchtigkeit wird der Tee
haltbar gemacht, jedoch ist er ein Naturprodukt und kann seinen Geschmack über
längere Zeit verändern. Es empfiehlt sich, den Tee fern von stark riechenden
Lebensmitteln, wie z.B. Gewürzen, in einem luftdichten Behälter zu
lagern.
Grüntee-Produktion
Grüner Tee stammt von derselben Teepflanze wie schwarzer Tee, unterscheidet
sich jedoch dadurch, dass er nicht fermentiert wird. Der Produktionsprozess bis
zum Welken ist weitgehend gleich. Um die anschließende Oxidation der Teeblätter
zu verhindern, werden die dafür zuständigen Tee-Fermente und Enzyme mit Hilfe
von Hitzeeinwirkung deaktiviert oder zerstört, was entweder durch Wasserdampf
(„steaming“) oder Röstung („pan-firing“) geschieht. Erst danach werden die
Blätter gerollt und getrocknet. Dadurch behalten sie ihre olivgrüne Farbe und
den unverkennbaren Geschmack – im Gegensatz zum kupferroten Farbton des
schwarzen Tees. Je nach Sorte, Anbaugebiet und Erntezeit variiert dabei der
Aufguss von leuchtend hellgelb bis dunkelgrün.
Die CTC-Produktion
Diese Bezeichnung bedeutet:
Crushing (Zerbrechen) – Tearing
(Zerreißen) – Curling (Rollen)
Bei dieser Methode wird das grüne
Blatt gewelkt und verliert dabei bis zu 70 % Feuchtigkeit, wird danach einmal
gerollt und dann in der CTC-Maschine zwischen Dornenwalzen zerrissen. Dadurch
werden die Zellen schneller und gründlicher aufgebrochen als bei der orthodoxen
Teeherstellung. CTC-Tee hat eine intensivere Farbe, ist kräftiger und
ergiebiger. Stängel und Blattrippen werden weitgehend ausgeschieden und nur das
zerkleinerte „Fleisch“ des Blattes weiterverarbeitet. Der Tee gelangt
anschließend direkt in den Fermentationsraum. Je nach gewünschter Blattgröße
wird dieser Vorgang mehrmals wiederholt. Bei der CTC-Produktion dominieren
Fannings, es gibt kaum Blatt- oder Broken-Tees. In Indien werden bereits über 50
% und in Kenia nahezu 100 % des Tees nach der CTC-Methode verarbeitet. In
Darjeeling dagegen wird ausschließlich orthodoxer Tee produziert. CTC-Tees
eignen sich besonders für Teebeutel. In unserem Sortiment finden Sie nur wenige
ausgewählte Sorten, während wir CTC-Tees in einigen speziellen Mischungen
verwenden. Die wichtigsten Grade sind:
BP = Broken Pekoe PF =
Pekoe Fannings PD = Pekoe Dust
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