Tee-Anbauländer

Indien

Indien ist seiner Grundfläche nach der siebtgrößte Staat der Erde und grenzt an Pakistan, China, Nepal, Bhutan, Myanmar (vormals Burma) und Bangladesch. Der Teeanbau in Indien begann, den Aufzeichnungen zufolge, Ende des 18. Jahrhunderts.

Zu dieser Zeit gelang es englischen Forschern Stecklinge aus chinesischen Teesamen zu züchten. Zeitgleich wurde in den unzugänglichen Gebieten Assams die „thea assamica“ entdeckt. Beide Erfolge ebneten den Weg für einen großflächigen Anbau der Teepflanzen in Indien. Das zudem mild tropische Klima der Assam Region erwies sich als optimal für die Kultivierung von kräftigen und würzigen Tees. Die kühlen Höhenlagen Darjeelings hin gegen waren ideal für das Anpflanzen noch feinerer und blumigerer Qualitäten.

Die Schwarztees von den Hochplateaus Sikkims ähneln denen aus Darjeeling, haben aber eine noch weichere Tasse. In den Teegärten des südindischen Teedistriktes Nilgiri wachsen auf diversen Bergzügen fein-spritzige Tees, die an hochwertige Ceylon-Qualitäten erinnern.


Darjeeling (Indien)

Zweifelsohne gehört Darjeeling zu den renommiertesten Teeanbaugebieten. An den Südhängen des Himalayas auf einer Höhe von bis zu 2.500 m produzieren über 80 Plantagen die weltweit edelsten Sorten.

HAUPTERNTEZEITEN

März – Mai • First Flush
Zum Frühjahrsbeginn, nach der vegetativen Winterpause, werden die ersten zarten Teetriebe geerntet. Guter first flush zeichnet sich durch eine hellgelbe bis honigfarbene Tasse, einen spritzig-frischen, lebhaften Charakter und einen lieblich-blumigen Duft aus. Spitzenqualitäten besitzen zudem einen Hauch „Muskatel-Aroma“.

Mai – Juni • Inbetween
Am Ende der first flush-Ernte entstehen gereiftere Qualitäten mit ersten Anzeichen der darauffolgenden second flush-Tees. Blatt und Infusion sind bereits dunkler und die Geschmacksvielfalt reicht von vollmundig bis leicht würzig.

Juni – Juli • Second Flush
In der Sommerernte am Saisonhöhepunkt entwickeln die Teebüsche, dank intensiver und längerer Sonneneinstrahlung, Kraft und Aroma. Hauptmerkmale sind ein dunkelbraunes bis schwarzes Blatt mit silbrigen oder goldbraunen Tips, eine bernsteinfarbene Tasse und ein aromatisch- würziger Geschmack. Topqualitäten weisen ebenfalls eine ausgeprägte „Muskatel-Note“ auf.

Oktober – November • Autumnal
Nach diversen Regenphasen im Spätsommer bis hin zur vegetativen Winterpause im November gedeihen nochmals aromatische, aber eher milde Tees.


Assam (Indien)

Assam ist eine Provinz im Nordosten Indiens mit tropischem Klima. Geografisch von Bangladesch, Burma, Bhutan, Tibet und China umgeben, besteht lediglich im Nordwesten, durch einen schmalen Gebietsstreifen, eine Verbindung mit dem Mutterland Indien. Dieses größte zusammenhängende Tee-Anbaugebiet der Welt bringt etwa die Hälfte der indischen Teeproduktion hervor. Die kräftigen und würzigen Tees vertragen sich auch mit hartem (kalkhaltigem) Wasser und bilden die Basis für zahlreiche klassische Schwarztee-Mischungen. Teebüsche werden hier in Teegärten mit bis zu 1.000 Hektar großen Anbauflächen kultiviert. Heute zählt man in Assam ca. 2.000 Plantagen.

HAUPTERNTEZEITEN

Mitte April – Ende Mai • First Flush

Diese Qualitäten sind von eher geringer wirtschaftlicher Bedeutung für den europäischen Markt. Die Tees sind meist aromatisch-frisch, hell-abgießend und von eher herbem Charakter und entsprechen daher nicht dem traditionellen Assam-Charakter.

Anfang Juni – Mitte August • Second Flush

Assam Tees aus der zweiten Pflückungsperiode sind von größter Relevanz hinsichtlich Güte und Exportgeschäft. Diese Qualitäten sind oft sehr „bunt“ (hoher Anteil von Tips), gießen meist sehr dunkel ab und sind typisch kräftig, voll-würzig, nicht selten von malzartigem Charakter.


Nepal

Nepal Tees, die in der Vergangenheit mit einigen Ausnahmen häufig als „good average“ Qualitäten angesehen wurden, haben in letzter Zeit eine erstaunliche Entwicklung genommen. Es werden nicht nur Schwarztees, sondern auch auf dem Gebiet der halbfermentierten, grünen oder auch weißen Kreationen Teesorten auf dem Markt angeboten, die aufgrund der Machart in Optik, Geschmack und Duft dem großen Bruder in Nordindien in nichts nachstehen, sondern ihn teils schon überflügeln.

Mit sehr viel Engagement und immer besserem „Knowhow“ werden in den überwiegend bergigen Anbauregionen, in Höhenlagen bis zu 2.100 m, außergewöhnliche Tees von individuellen Betrieben, häufig schon aus kontrolliert biologischem Anbau, angebaut. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in der Region Ilam die ersten Teepflanzen kultiviert. In der Teewelt ist die Bezeichnung Ilam bis heute ein Begriff für Qualitätstee aus Nepal. Heute genießen u. a. jüngere Anbaugebiete wie Dhankuta oder Therastum einen ebenfalls hervorragenden Ruf.


Ceylon (Sri Lanka)

Ceylon-Tees bieten dem Teekenner ein breites Spektrum unterschiedlichster Geschmacksrichtungen: Angenehm herbe, hochwertige Tees aus dem südöstlichen UVA-Distrikt, köstliche und goldfarbene Tees aus dem westlichen Dimbula-Distrikt sowie hocharomatische und gold-gelb abgießende Tees aus den 2.000 m hohen Bergen um Nuwara Eliya. Aus dem Flachland stammen die kräftig-dunkel ziehenden Lowgrown-Qualitäten. Traditionell erfreuen sich Ceylon-Tees besonders in Osteuropa und im Nahen und Mittleren Osten sehr großer Beliebtheit.

Ceylon (seit 1972 in Sri Lanka umbenannt) wurde in seiner kulturellen, als auch wirtschaftlichen Entwicklung vor allem durch den Einfluss der Kolonialmacht England stark geprägt.

Aufgrund der unterschiedlichen geografischen Lagen unterscheidet man hier nicht nur die Anbaugebiete, sondern auch die Anbauhöhen:

Lowgrown: 0 – 550 m
Mediumgrown: 550 – 1.050 m
Highgrown: 1.050 – 2.250 m


Vietnam

Obwohl Vietnam über eine der ältesten Teekulturen Asiens verfügt, wird Tee von dort erst seit Anfang der 80er Jahre im Bereich der Bulk Tees und jüngst auch bei Spezialitäten auf dem europäischen Markt ernsthaft wahrgenommen.

Während im Norden des Landes in Höhenlagen bis 1.500 m bereits seit ca. 2000 Jahren größtenteils grüne Tees produziert wurden, wird in Süd-Vietnam, u. a. in den Tiefebenen um Lam Dong und Thai Nguyen, vor allem orthodoxer, schwarzer Tee „trà man“ gefertigt. Im Norden finden wir noch häufig althergebrachte Strukturen. „Small holders“, also Familienbetriebe mit eigenen Teefeldern, aber ohne eigene Produktionsanlagen, liefern das frisch gepflückte Blattgut bei einer Fabrik an. Dort erhalten sie je nach Menge und Qualität das entsprechende Entgelt.

In Mittel- und Süd-Vietnam sind nach dem Vorbild der Teegärten z. B. Indiens und Ceylons zumeist Teefelder und Fabriken in einer Hand.


China

Das Reich der Mitte wird allgemein als das Mutterland des Tees angesehen und die die Provinz Yunnan gilt als seine Geburtsstätte. Der größte Tee-produzierende Staat dieser Erde ist gleichzeitig
auch eines der faszinierendsten Teeanbauländer. Aus den vielen Bergprovinzen Zentral- und Südchinas kommen diverse grüne und schwarze Sorten, wie z. B. Chun Mee, Gunpowder, Jasmin, Keemun, Lapsang Souchong, Lichee sowie Yunnan.

Zu den klassischen und bedeutendsten Teeanbaugebieten gehören die Provinz Zhejiang im Südosten des Landes, berühmt für ihren Gunpowder „Temple of Heaven“, und die südwestlich von Zhejiang gelegene Provinz Fujian. Letztere gilt als Heimat der traditionellen chinesischen Jasmintee-Kultur. Neben diesen bekannten Sorten aus Anbaugebieten wie Zhejiang, Anhui, Yunnan, Fujian und Jianxi, erfreuen uns auch viele Kleinbauern und Familienbetriebe wieder mit ihren exquisiten Spezialitäten!

Eine Besonderheit der chinesischen Tees ist, dass ihnen oft phantasievolle, blumige Namen gegeben werden, die das besondere Aus sehen oder den ursprünglichen Anbauort beschreiben: Chun Mee wird als „wertvolle Augenbraue“ benannt, Lung Ching bedeutet „Drachenbrunnen“.


Japan

Auf der Hauptinsel Honshū sowie den benachbarten kleineren Inseln namens Shikoku und Kyūshū werden traditionell fast ausschließlich Grüntees in allen Variationen von sehr frischem und klarem Charakter kultiviert. Die Haupterntezeit ist zwischen April und September. Die wenigen, ausgesuchten Exportqualitäten erfreuen sich daher weltweit größter Beliebtheit. Das Blattgut der Grünteequalitäten wird unmittelbar nach dem Welkvorgang einer Wasserdampfbehandlung unterzogen („steaming“), um die Blattenzyme zu deaktivieren und die grüne Farbe zu fixieren. Je nach Qualität werden die Blätter anschließend gerollt, was entweder per Hand oder maschinell geschieht.


Thailand

Eingebettet zwischen dem Indischen Ozean im Westen und dem Pazifik im Osten wird Thailand im nördlichen Teil von Myanmar, Laos und Kambodscha, sowie im Süden von Malaysia umschlossen. Der Teeanbau erfolgt im Norden des Landes in Höhenlagen von über 1.000 Meter.

Seit den 80er Jahren wurde die Kultivierung des Tees vom beliebten König Bhumibol forciert und finanziell gefördert, um den Bauern und ihren Familien, nach der Abkehr vom Opiumanbau, ein zukunftssicheres Leben und Einkommen zu gewährleisten.

Unterstützend wurden in den 90er Jahren ausgesuchte Tee pflanzen erster Güte aus Taiwan importiert und mit Erfolg in die Teegärten auch der noch so entlegensten Berg dörfern transportiert und dort integriert. Thailand, ein noch junges Teeland, welches der Tee-Weltkarte bald seinen Stempel aufdrücken wird.


Formosa (Taiwan)

Auf dieser Insel ist neben einigen interessanten Grüntees der weltberühmte Oolong-Tee beheimatet. Die verschiedensten Anbauqualitäten sind überwiegend für den Export nach China, Japan und in die USA bestimmt, kleinere Mengen kommen auch nach Europa.

Der Begriff Formosa stammt aus dem Portugiesischen und be deutet „wunderschöne“ Insel. Ab 1885 setzte sich der Name Taiwan (wörtlich „Terrassenbucht“) immer mehr durch und ist heute die offizielle Bezeichnung für die Insel.

Aber wie auch bei Sri Lanka/Ceylon, behielt in der Welt des Tees der Name Formosa seine Bedeutung. Obwohl die ersten Tee pflan zen erst um 1650 ihren Weg nach Formosa fanden, hat sich eine beeindruckende Teekultur entwickelt, die im Zuge der Kultur revolution durch viele emigrierte Teemeister gefördert wurde.

In den nördlichen und nordöstlichen taiwanesischen Gebirgs regionen werden erstklassige Oolongs produziert. Die Provinz Nantou wird als Hauptanbaugebiet klassischer Oolong-Tees angesehen.


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